Im Jülicher Land, in Frenz, in der Burg
Da lebte ein schönes Weib.
Das trug im Haar ein Diadem
Und goldnes Gehäng um den Leib.
Doch wer ihr sich nahte mit Liebesflehn,
Dem ließ sie von Knechten den Hals umdrehn! –
„Ich warte, – – – ich warte – – – “ sprach sie kalt
Und wurde siech und wurde alt.
Doch als sie tot, so geht die Sage,
Stand sie nach jedem klaren Tage
Hoch oben am Söller, starr wie Stein
Und blickte weit in das Land hinein.
Sank nieder das tropfende Sternenlicht,
Ward bleicher und bleicher ihr Angesicht.
Und wie sie so stand und bebend harrte
Sprachen die Lippen: „Ich warte, – – – ich warte – – -!“
Und drüben am Hang, aus Busch und Nacht
Hat leise der Wind ihn hergebracht.
Einen Pfiff, einen Pfiff – – ‑
Und noch einmal!
Und vorüber war die Sehnsuchtsqual!
Dort sah sie ihn stehen, dort schritt er her –
Der ewige Jude – – – Ahasver! –
Und zur Antwort gellte ihr Pfiff von dem Turm,
Hui – – – hui
Und hinüber wie Feuer und Sturm
Riss sie die Liebe in seinen Arm.
„0 du, du Großer, ich wartete dein,
Das Leben so lang – – und im Tod allein!“
Und glückliches Lachen stieg hell empor,
Der Himmel glühte im Silberflor,
Die Leiber wankten wie Schatten, wie Licht,
Wie Leben und Tod sich zusammenflicht! –
Doch wie sie atmet, wie er sie nimmt ‑
Die Ewigkeit ein Lied anstimmt. ‑
0 so süß, gewaltig, so harfenrein,
Das müssen Gesänge der Sphären sein!
„Ja du, du bist es, so wunderbar,
Kehr wieder, wenn die Nacht so klar!“
So lockt sie leise und girrt und weint,
Bis zuckend des Morgens Röte scheint.
Doch, wäre gekommen, so spricht die Mär,
Ein Andrer in solcher Nacht daher –
Wenn mild der Wind um die Türme weht –
Dem hätte den Hals sie umgedreht!