Fahrt in der Nacht. Bei Meersburg.

Es rauschten am Bug die Wogen,
Ich stand auf Deck allein.
Die Strasse, die wir gezogen,
Lag silbern im Mondenschein.
Die nächtigen Ufer bekränzten
Viel Lichter still und weiss
Und oben die Sterne glänzten
Und schlangen den weiten Kreis. –
Da stand mit bleichender Mauer
Das Schloss in milder Nacht,
Die Schatten, wie Mäntel der Trauer,
Umhüllten die alte Tracht.
Mir war, als ständ‘ auf den Zinnen
Und winkte mit weisser Hand
Die grösste der Dichterinnen –
Hinaus in das dunkle Land.
Es spielte im Windeswehen
Ihr Haar und der Schleier leis.
Des Himmels Sternenbinde
Schloss über ihr den Kreis.

20.5.1929

Gedichte A bis Z