Zypressen ragen in des Himmels blaue Lust
Und Pinien breiten ihren grünen Schirm
Über den schmalen Bergweg, lichtumloht!
Castellos, grau, versteinertes Jahrtausend,
Stehn auf Moränen kühn.
Wie Schmetterlinge fliegen weisse Tauben
Über den Abgrund in bewegtem Spiel.
Die Gletschersteine warten aus der Eiszeit,
Auf Zuckerhüten gleichenden Gebilden
Balancierend,
Bis sie ein Sturm hinabreisst in die Kluft.
Die weissen Häuser modelliert
In diese Landschaft, lassen in den Fenstern
Erglühen den Kuss der brennenden Geranien.
Tief eingelassen in die Stirn des Felsens
Harren sie des Mondes, des Gitarrenklanges
Und dunklen Lachens aus der Liebe Kund.
Von Wandelgängen wiegender Gestänge
Hängen tiefblau die reifen Tränentrauben
Und eines Sängers tiefbewegtes Lied
Begeistert eines Fremdlings zages Herz.
Von Schönheit müde, legt er sich zur Ruh
Und träumt, dass vom mondglänzenden Balkone
Still, regungslos hinabblickt eine Frau
In diese Silbergärten ihr zu Füssen;
Sie selbst ein Bildnis in dem Bild der Nacht!
Italienische Landschaft (Merano)
11.11.55