Nachtgedanken

Am lang verschleierten Gemälde bleichen
Die Farben endlich ab, welk wird die Blüte,
Die sich umsonst nach Licht und Sonne mühte,
Die Kraft versiegt, kann sie nicht Ruhm erreichen.

Trug waren die verhängnisvollen Zeichen!
Verzehrt von Feuer, das mich einst durchglühte,
Vom Grab der Hoffnung, das ich tatlos hüte,
Holt bald der Tod mich weg, wie andre Leichen.

Oft nachts, wenn alle Pulse heisser kochen
Naht mir ein Geist und flüstert voll Versöhnung
Titanen nur sind nicht zu unterjochen!

Du hast die Wahl, ergib dich in Versöhnung dem
Allgemeinlos oder ungebrochen
Erhebe selbst die Hand zu deiner Krönung!

Kein Schutzgeist unterband mir Goldsandalen,
An meiner Wiege stand mein Widerstreiter,
Zu Taten schritt nicht einen Schritt ich weiter,
Wo nicht Zufälle den Erfolg mir stahlen.

Zum freudelosen Sieg nach tausend Qualen
Macht ich die Bahn mit meinem Blut nur breiter,
Nie, nie beging ich unumschränkt und heiter
Die grossen, meines Lebens Kaiserwahlen.

Mein Sterben alles blieb ein fruchtlos rauhes
Bestürmen ewig neuer Widerstände,
Ein Kampf mit Säulen eines Felsenbaues.

Für meinen Durst, für meine Fieberbrände
Fiel nie das Manna jenes Seelentaues,
Des Trostes, dass ein Herz mit mir empfände.

Wie lang durchblätterst noch du diese Rolle,
Drauf jedes Unrecht steht, das du erlitten,
Das deiner Brust mit Hass ward eingeschnitten,
Und eingeätzt mit langgenährtem Grolle?

Es kommt die Zeit noch, die erfüllungsvolle,
Sie kommt, wo du emporgerichtet mitten
Durch deine Feinde gehst mit freien Schritten
Und fragest, wer dich noch missachten wolle?

Dann wirst du jedes Denkmal der Entweihung,
Wirst Grimm und Staub aus deinem Leben merzen,
Und deine Seele tränken mit Befreiung.

Erlöst von einem grossen Menschenherzen
Wirst du die Tränen glühender Verzeihung

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