Gelehnt an den Balkon in müder Geste,
Im Licht das Antlitz, edelstes Oval,
Das dunkle Auge wie in Wollustqual,
Das Haar, wie zartes Laub zu einem Feste
Tief in die Stirn gehängt, den Tränentropfen
Den Diamanten an des Halses Band,
Den Fächer in der vornehm schmalen Hand,
So seh ich dich und meines Herzens Klopfen
Bewegt den Puls zu unruhvollem Takte.
Ich weiß, ein Maler starb an deiner Macht.
Er war es, dem dein Bildnis wir verdanken,
Ihn rissen fort der Liebe Katarakte –
So musste tödlich er an dir erkranken
Erotik wurde Kunst und Kunst zur Nacht.
31.1.1950, nachts zehn Uhr
Nach dem Bild „Marie Laurenain“ von Otto von Wötjen
Nach dem Bild „Marie Laurenain“ von Otto von Wötjen