Erotik

Weit kam ich her, von Dichtern, Wald und Wiese,
Aus blauen Himmeln, die mich lockten tief.
Weit kam ich her, als sanft das Weib mich rief,
Dass unser Blut warm ineinanderfliesse.

Da stand ich bleich vor einem Paradiese,
Vor einer Frau, die nackt in Schleiern schlief.
Versiegelt noch war mir der Liebe Brief,
Doch ahnte ich, dass Tod und Sein hier spriesse.

Wenn einer Frau Gefäss wie eine Schale
Nun offen lockt in ihren süssen Grund
Bin ich noch immer ohne letztes Wissen.

Ich wachse herrlich nur im Liebesmahle
Und weiss nur dies: hier liegt mit feuchtem Mund
Ein Weib, ein Stern, die Erde, in den Küssen.

10.9.1931

Gedichte A bis Z