Schneeglöckchen

Vor dem Fenster lastete die Nacht,
Ohne Hoffnung war der bange Schlaf,
Keine Blume wuchs im wirren Traum.

Dies war gestern, als das Winterdunkel
Unsere Strasse nebelschwer verhing-
Und Gestalten wie Gespenster huschten.

Heute aber, aus den jungen Schäften,
Steigen Glocken in das kalte Licht,
Die orangenen Kelche glühn verlangend.

Wie nur kam es, daß dies Wunder blüht?
Zarte Dichtung aus dem herben Grund.-
Lockte Amselsang die zarten Glöckchen?

Dort im Wipfel tönt sein Dämmerlied,
Kleine Blüte will zum Bach sich neigen,
Tausend Schwestern leuchten übers Ried.

17.2.1960, bei Elga zuhause verfasst, 10 – 2 Uhr früh

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